Gesundheit des Rottweilers

Aktualisiert am: 22.05.2023

Der Rottweiler ist eine ursprüngliche und gesunde Hunderasse mit einer geringen Zahl rassespezifischer Erkrankungen. Dennoch ist die Lebenserwartung von acht bis zehn Jahren vergleichsweise niedrig. Das liegt in erster Linie an der Größe und dem Gewicht des Rottweilers, da die Lebenserwartung bei Hunden generell niedriger ist, je größer die Rasse wird. Auch Gelenkerkrankungen sind beim großen und massigen Rottweiler leider ein Thema, mit dem sich Rotti-Besitzer auseinandersetzen sollten. Allerdings gibt es in der Rottweiler-Zucht umfangreiche Bestrebungen, die Häufigkeit von Gelenkproblemen zu reduzieren.

Gelenke und Gelenkerkrankungen beim Rottweiler

Gelenkerkrankungen treten bei allen größeren Hunderassen auf. Sie sind umso häufiger, je massiger der Hund ist.1 Das erklärt, warum der Rottweiler zu den betroffenen Rassen gehört. Viele Informationen über verschiedene Gelenkerkrankungen und deren Vermeidung finden sich in unserem Artikel über die Gesundheit des Hundes. Die Hüft- und Ellenbogengelenksdysplasie (Abkürzungen: HD und ED) sind degenerative Gelenkerkrankungen, die schmerzhaft sind und die Lebensqualität sowie die Einsatzfähigkeit des Rottweilers stark herabsetzen können. Eine umfassende Röntgendiagnostik ist deshalb Voraussetzung für jeden Zuchthund.

Ellenbogengelenks-Dysplasie (ED) beim Rottweiler

Während HD schon sehr lange beim Rottweiler bekannt ist, wurde die ED in den letzten Jahrzehnten zunehmend häufiger. Diese degenerative Gelenkerkrankung scheint ihren Beginn in den meisten Fällen bereits im Jugendalter des Hundes zu haben.2 Während der Wachstumsphase der Gelenke treten Störungen auf. Dadurch kommt es zu Unregelmäßigkeiten oder Instabilitäten im Gelenkknorpel. Das führt im späteren Hundeleben zu mehr oder weniger schweren Arthrosen, wodurch Lahmheiten im Vorderbein auftreten können.

Um diese Erkrankung zu reduzieren, wurde 1980 die amerikanische IEWG (International Elbow Working Group)3 gegründet. Diese internationale Vereinigung von Tierärzten und Züchtern klärt über ED auf und gibt Empfehlungen für die Vorsorge. Die IEWG bestätigt, dass die ED hauptsächlich vererbliche Ursachen hat. Dadurch sind in erster Linie die Züchter und Zuchtverbände in der Pflicht, damit Rottweiler in Zukunft weniger häufig unter Erkrankungen der Ellenbogen leiden.

Züchter setzen sich für gesündere Gelenke ein

In den letzten Jahren hat sich in der Rottweiler-Zucht gerade in Bezug auf die Gelenkprobleme viel getan. Zunehmend setzen Züchter die Vermeidung vererblicher Gelenkerkrankungen an die erste Stelle ihrer Zuchtziele. Als federführender Zuchtverein für den Rottweiler besteht bereits seit 1907 der ADRK (Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub e.V.)4. 2014 schlossen sich außerdem einige Züchter zum DRV (Deutscher Rottweiler Verein e.V.)5 zusammen. Dieser Verein wurde mit dem Ziel gegründet, die Gesundheit der Rasse zu verbessern, vor allem im Bereich der Gelenkerkrankungen. So dürfen dort zum Beispiel Hunde, die mit ED oder HD belastet sind, nur mit Hunden verpaart werden, die ED- bzw. HD-frei sind.6 Zudem sind Hunde mit mittelgradiger Ellenbogen-Dysplasie (Einstufung ED++) im Gegensatz zum ADRK nicht zur Zucht zugelassen. Dies schränkt jedoch auch die Anzahl der Zuchthunde und damit die genetische Vielfalt stärker ein, was ein umfassend geplantes Zuchtprogramm erfordert.

Doch auch im ADRK gibt es zahlreiche Züchter, die sich besonders stark für die Gesundheit des Rottweilers und die Vermeidung von Gelenkerkrankungen engagieren. Wer sich für die Haltung eines Rottweilers entschieden hat, sollte sich deshalb am besten direkt mit in Frage kommenden Züchtern austauschen. Dort erhalten Interessenten viele weitere Informationen und können einen Züchter auswählen, dessen Zuchtziele mit den eigenen Interessen bestmöglich übereinstimmen. Weitere Informationen zu den Zuchtverbänden und –vereinen gibt es im Artikel über Wesen, Eigenschaften und Charakter des Rottweilers.

Die häufigsten Erkrankungen beim Rottweiler

Neben den bereits erwähnten Gelenkerkrankungen gibt es im Vergleich zu anderen Rassen nur sehr wenige, rassespezifische Erkrankungen beim Rottweiler, die zudem selten auftreten. Einige Erkrankungen können heutzutage durch Gentests sogar gänzlich ausgeschlossen werden. Die Wahl eines seriösen Züchters stellt sicher, dass alle nötigen Gesundheitsuntersuchungen durchgeführt werden, damit diese alte und traditionsreiche Rasse weiterhin gesund erhalten wird.

Juvenile Laryngeale Paralyse & Polyneuropathie (JLPP)

Die JLPP ist eine beim Rottweiler und dem Schwarzen Russischen Terrier auftretende, schwere Erkrankung, die immer tödlich verläuft. Meist tritt JLPP im Alter von ca. drei Monaten auf. Bei dieser Erkrankung geht die Steuerung der Muskulatur nach und nach immer mehr verloren.7 Die Hunde leiden anfangs unter Bewegungsstörungen und Schwäche, im weiteren Verlauf dann zunehmend unter Atemproblemen. Das Bellen klingt anders. Manchmal husten die Hunde beim Fressen oder Trinken. Zuletzt tritt eine zunehmende Kehlkopflähmung auf. Die Tiere müssen ausnahmslos eingeschläfert werden, meist wenige Monate nach Ausbruch der JLPP. Heute weiß man, dass nur ein einziges Gen für die Erkrankung verantwortlich ist. Besitzt ein Hund zwei betroffene Genkopien, entwickelt er die tödliche Erkrankung. Besitzt er nur eine Kopie davon, ist er JLPP-Träger und kann die Krankheit vererben. Seit 2016 ist ein Gentest Pflicht für alle im VDH (also im ADRK oder VDR) gezüchteten Rottweiler. Das Ergebnis wird in die Ahnentafel eingetragen. Bei getesteten Hunden ist ausgeschlossen, dass Welpen mit der Erkrankung auf die Welt kommen. Mehr zu Genen und der Vererbung rassespezifischer Erkrankungen ist im Artikel über die Gesundheit der Hunde nachzulesen.

Übergewicht

Übergewicht ist in diesem Sinne keine Erkrankung des Rottweilers. Allerdings ist beim Rottweiler eine gewisse (muskulöse) Massigkeit erwünscht. Die Hunde legen vergleichsweise leicht an Gewicht zu. Bei zu viel Futter und / oder zu wenig Bewegung neigen Rottweiler dazu, dick zu werden. Darauf sollten Besitzer ein Auge haben, denn Fettleibigkeit erhöht auch das Risiko für Gelenkerkrankungen sowie für Diabetes, Kreuzbandrisse, Schilddrüsenunterfunktion und Herzprobleme.

Herzerkrankungen (Herzvenenverengung)

In den letzten Jahren scheinen bestimmte Herzerkrankungen zunehmend häufiger bei Rottweilern aufzutreten. Symptome von Herzerkrankungen sind unter anderem eine verminderte Leistungsfähigkeit und schnelle Ermüdung. Ein guter Züchter gibt gerne Auskunft darüber, ob in seinen Zuchtlinien Fälle von Herzerkrankungen bekannt sind und wie züchterisch damit umgegangen wird.

Osteosarkom (Knochenkrebs)

Das Osteosarkom ist ein bösartiger Tumor, der den Oberschenkelknochen befällt. Er kommt vor allem bei großwüchsigen Hunden vor. Besonders betroffen sind unter anderem der Irische Wolfshund, die Dogge, der Bernhardiner, der Deutsche Schäferhund und auch der Rottweiler. Bei jeder Schwellung im Bereich der Beine oder bei Lahmheit sollte deshalb ein Tierarzt die Ursache abklären.

LEMP (Leukoenzephalomyelopathie)

Diese Erkrankung tritt sehr selten auf. Sie kann jedoch bei Leonbergern, Deutschen Doggen und Rottweilern vorkommen. Dabei kommt es zum Abbau der Myelinscheide, welche die Nervenfasern schützend umhüllt. Dadurch entstehen Bewegungs- und Koordinationsstörungen, die meist erstmals im Alter von ein bis drei Jahren auftreten. Aktuell wird an dieser erblich bedingten Rückenmarkserkrankung weiter geforscht. Erste Hinweise auf betroffene Gene gibt es bereits und auch Gentests stehen schon zur Verfügung. Allerdings ist der genaue Vererbungsmechanismus noch nicht vollständig aufgeklärt. Darum und auch wegen der Seltenheit der Erkrankung sind Gentests für Züchter nicht verpflichtend.

OCD (Osteochondrose; Osteochondrosis dissecans)

Bei der Osteochondrose handelt es sich um eine Erkrankung am Bewegungsapparat junger Hunde. Beim heranwachsenden Hund können Schulter-, Ellenbogen-, Knie- oder Sprunggelenke betroffen sein.8 Die OCD tritt vor allem bei schnell wachsenden, großen Hunderassen auf. Es gibt Rassen, die häufiger betroffen sind (Boxer, Golden Retriever, Labrador Retriever, Rhodesian Ridgeback), doch auch beim Rottweiler kommt die OCD gelegentlich vor. Es ist möglich, dass eine zu frühe, starke Gelenkbelastung und / oder ein zu schnelles Wachstum des Junghundes (durch zu viel oder falsche Fütterung) das Auftreten einer OCD begünstigen kann. Klare Belege dafür gibt es jedoch nicht. In erste Linie spielt wohl eine genetische Veranlagung eine Rolle.

Kreuzbandriss

Bei einem großen und schweren Hund werden grundsätzlich alle Gelenke, Sehen und Bänder stärker belastet, als bei kleinen Rassen. Die Kreuzbänder liegen in den Kniegelenken und erfüllen dort eine Stützfunktion. Der Rottweiler neigt (genauso wie der Neufundländer und Staffordshire Bullterrier) wegen seiner Größe und Körperform vermehrt zum Kreuzbandriss im Vorderbein.9 Darum sollte auch im Hinblick auf einen möglichen Teilriss des Kreuzbands jedes Lahmen oder Schonen eines Beins beim Rottweiler tierärztlich abgeklärt werden.


Quellen

  1. King MD. Etiopathogenesis of Canine Hip Dysplasia, Prevalence, and Genetics. Vet Clin North Am Small Anim Pract. 2017 Jul;47(4):753-767.
  2. ADRK: Gesundheit des Rottweilers
  3. International Elbow Working Group (IEWG): Link zu Webseite
  4. Allgemeiner Deutscher Rottweiler-Klub (ADRK) e.V.: Link zur Webseite
  5. Deutscher Rottweiler Verein (DRV) e.V.: Link zur Webseite
  6. Gegenüberstellung der Unterschiede in den Zuchtordnungen von ADRK und DRV: Link zum PDF
  7. Peter Friedrich: JUVENILE LARYNGEALE PARALYSE UND POLYNEUROPATHIE (JLPP)BEIM ROTTWEILER. Der Rottweiler 08/2016. Link zum PDF
  8. Susann Piesnack, et al. Vorkommen und Diagnostik der OCD beim Hund. kleintier konkret 2017; 20(03): 27-33
  9. Dr. med. vet. Daniel Koch: Der Kreuzbandriss beim Hund.

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer

Puppy rottweiler © Depositphotos.com/cynoclub

Rottweiler in a red scarf thoughtfully looks in top © Depositphotos.com/FotoJagodka

Puppy Head © Depositphotos.com/ammmit