Geschichte und Ursprung des Labradors

Aktualisiert am: 05.03.2024

Der Ursprung des Labradors reicht über 200 Jahre zurück. Heute gehört der Labrador Retriever zu den beliebtesten Hunderassen, die fast jeder kennt. Der Grund dafür ist vor allem die große Freundlichkeit der Hunde. Mit der richtigen Erziehung und Auslastung sind sie gute Familienhunde, die auch im Trubel entspannt bleiben und sich mit anderen Hunden, mit Kindern und Erwachsenen oft durchweg gut verstehen. Unterschätzen sollte man den Labrador aber nicht, denn als ursprünglicher Jagd- und Apportierhund hat er eine hohe Intelligenz und benötigt er eine entsprechende Aufgabe, um ausgelastet und glücklich zu sein. Hier erfährst du, woher die Rasse stammt und wie sich der Labrador, wie wir ihn heute kennen, entwickelt hat.

Lies mehr dazu auch in unseren weiteren Ratgebern über diese wunderbare und gutmütige Hunderasse. Hier geht es zurück zur Übersicht über die Hunderasse Labrador Retriever.

Entstehung der Rasse Labrador Retriever

Es wird angenommen, dass der Labrador Retriever von dem jetzt ausgestorbenen St. John’s Hund abstammt, einem kleinen Wasserhund, der für seine Schwimmfähigkeiten und sein dichtes Fell bekannt war, welches ihn vor den kalten Gewässern des Nordatlantiks schützte. Kein Wunder also, dass fast alle Labbis heute noch sehr gerne schwimmen.

ursprung labrador retriever

Ursprung des Labradors: Nicht in Labrador, sondern Neufundland

Die Ursprünge des Labrador Retrievers können bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden, als Fischer aus England und Portugal Hunde an die kanadische Ostküste, insbesondere nach Neufundland, brachten.

Schon bald begannen englische Adlige, Interesse an diesen neufundländischen Hunden zu zeigen. Sie importierten einige Exemplare nach England, wo sie die Hunde für die Jagd auf Wasservögel einsetzten. In England begannen Züchter, die Rasse systematisch für ihre Fähigkeiten als Apportierhunde bei der Jagd zu optimieren. Dazu gehörte die Selektion auf Merkmale wie ein sanftes Maul, um die Beute unbeschädigt zu bringen, hervorragende Schwimmfähigkeiten und eine außergewöhnliche Nase für das Aufspüren von Wild. In dieser Zeit wurde auch der Name „Labrador Retriever“ geprägt, wobei „Labrador“ fälschlicherweise suggeriert, dass die Hunde von der Labrador-Halbinsel stammten. Tatsächlich spielte die Insel Neufundland eine größere Rolle in ihrer frühen Entwicklung.

Der moderne Labrador Retriever

Im 20. Jahrhundert festigte sich der Labrador Retriever als eine der führenden Jagd- und Familienhundrassen. Ihre Popularität stieg sowohl bei Jägern als auch bei Familien, die einen freundlichen, anpassungsfähigen und treuen Begleiter suchten. Züchter legten Wert auf die Förderung von Gesundheit, Intelligenz und einem ausgeglichenen Temperament. Der Labrador Retriever wurde auch in anderen Bereichen wie als Blindenhund, als Drogenspürhund, als Such- und Rettungshund sowie als Therapiehund eingesetzt.

Das zeigt, dass der Labrador gerne mit Menschen zusammenarbeitet und einen großen Will-to-please hat. Aber auch Arbeitswille und Intelligenz sind für solche Aufgaben nötig. Was das für das Zusammenleben mit einem Labrador bedeutet, kannst du in unserem Ratgeber über das Wesen und die Eigenschaften des Labradors nachlesen.

Offizielle Anerkennung und Zucht der Rasse Labrador Retriever

Der Labrador Retriever wurde erstmals offiziell in Großbritannien durch den Kennel Club im Jahr 1903 anerkannt. Durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI), die weltweit führende Organisation für Hundezucht, wurde der Labrador Retriever im Jahr 1954 offiziell anerkannt.

In Deutschland folgte der VDH, der Verband für das Deutsche Hundewesen, bei seinem Rassestandard des Labrador Retrievers(1) größtenteils dem FCI. In der Folge gründeten sich zwei Rasseverbände, die für die Zucht von Labrador Retrievern innerhalb des VDH zuständig sind.

Das ist zum einen der LCD, der Labrador Club Deutschland(2), der seit 1987 besteht. Zum anderen ist das der 1963 gegründete DRC, der Deutsche Retriever Club(3), in dem alle sechs anerkannten Retriever-Rassen betreut werden. Welche Rassen das sind und warum man sie alle „Retriever“ nennt, kannst du im nächsten Abschnitt nachlesen.

Anerkannte Fellfarben beim Labrador

Den Labrador gibt es in den Fellfarben Schwarz, Braun und Gelb, wobei gelbe Labradore in Varianten von hellem Creme bis zu Foxred (einem hellen bis dunklen Rotton) auftreten können. Ursprünglich waren Labrador Retriever alle Schwarz.

Geschichte und Ursprung des Labrador Retrievers

Aber bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden erst die hin und wieder vorkommenden, gelben Welpen und zuletzt auch die Farbe Braun in den Rassestandard aufgenommen, was bis heute erhalten blieb.

Mehr dazu und warum neue Fellfarben wie Silber oder Charcoal aufgrund der gesundheitlichen Problematik in den Zuchtvereinen nicht erlaubt sind, haben wir ausführlich in unserem Ratgeber zur Gesundheit des Labradors zusammengestellt.

Ursprüngliche Verwendung und Aufgaben des Labradors

Der Labrador heißt nicht umsonst offiziell Labrador Retriever, denn er war ursprünglich ein klassischer Apportierhund. Wir klären hier, was genau ein Retriever überhaupt ist und wie genau der Labrador in diesem Bereich eingesetzt wurde. Denn dies gibt uns viele Anregungen, wie man auch heute noch reine Familienhunde rassegerecht beschäftigen kann. Immerhin liegt das Apportieren dem Labbi einfach im Blut. Mehr dazu unter Beschäftigung und Auslastung für den Labrador.

Was ist ein Retriever?

Der Name „Retriever“ stammt aus dem Englischen und leitet sich von dem Verb „to retrieve“ ab, was „zurückholen“ oder „wiederfinden“ bedeutet. Diese Bezeichnung wurde gewählt, weil die Hauptaufgabe von Retriever-Hunden darin besteht, erlegtes Wild bei der Jagd zu apportieren (zurückzubringen).

Die englische Herkunft des Namens spiegelt die Entwicklung der Retriever-Rassen in Großbritannien wider, wo sie im 19. Jahrhundert für die Jagd gezüchtet und perfektioniert wurden. Die Fähigkeit dieser Hunde, sanft mit dem Maul zu tragen und gefallenes Wild effizient zu den Jägern zurückzubringen, machte sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Jagdgesellschaft in England und später weltweit.

Zu den Retrievern gehören sechs Rassen:

  • Labrador Retriever
  • Golden Retriever
  • Flat Coated Retriever
  • Curly Coated Retriever
  • Chesapeake Bay Retriever („Chessy“)
  • Nova Scotia Duck Tolling Retriever („Toller“)

Ursprung des Labradors: Wasserhund und Jagdhund

Ursprünglich wurden die Vorfahren des Labradors gezüchtet, um Netze und Boote an Leinen aus dem Wasser zu ziehen oder um Fische, die aus den Fangnetzen gefallen waren, aufzusammeln. In Großbritannien, wo der heutige Labrador Retriever sich entwickelte, änderte sich das Aufgabengebiet. Der Labrador wurde dort vom Wasserhund zum echten Retriever und apportierte zu Land, aber genauso freudig auch Jagdbeute wie Enten, die ins Wasser gefallen war.

Ist der Labrador ein Jagdhund?

Oft hört man die Frage: Ist der Labrador ein Jagdhund? Die Antwort lautet: Ja. Der Labrador gehört zu den Jagdhunden. Die Rasse wurde jedoch nie darauf gezüchtet, selbstständig oder in der Meute Wild aufzuspüren, zu stellen oder zur Strecke zu bringen. Zudem sollten Retriever ruhig beim Jäger warten, bis sie zum Apportieren losgeschickt werden. Einen starken Jagdtrieb, der dazu führt, dass der Hund nicht freilaufen kann oder unkontrolliert Wild nachhetzt, ist beim Labbi also nicht generell gegeben.

Das macht das Training mit dem Labrador im Vergleich zu anderen Jagdhunden relativ einfach, erfordert aber trotzdem eine entsprechende Erziehung, um diese Anlagen auch zu fördern und einen ruhigen und gelassenen, zugleich aber auch aktiven und arbeitsfreudigen Begleiter an der Seite zu haben. Hilfreiche Tipps haben wir im Artikel über Training und Erziehung beim Labrador zusammengestellt. Auch eine entsprechende Beschäftigung hilft, damit der Labbi seine Anlagen ausleben kann und sich seine Aulastung nicht ohne seinen Menschen sucht.

Heutige Einsatzgebiete des Labradors

Heute sind die meisten Labradore „nur“ Begleithunde und Familienhunde. Allerdings ist das eine Aufgabe, die viel herausfordernder ist, als sie klingt. Freundlich zu Besuchern, inmitten von spielenden Kindern Ruhe bewahren, gehorsam bei Spaziergängen und in der Lage, auch einige Zeit allein zu bleiben – das ist alles gar nicht so leicht und nicht jede Rasse meistert das genauso spielend (lies im Vergleich dazu gerne auch die Rassebeschreibung zum Australian Shepherd, der als Hütehund mit zu viel Trubel und Bewegungsreizen oft seine Probleme hat).

Der Labrador bringt, wenn man ihn richtig erzieht, also die perfekten Anlagen zum Familienhund und Begleithund mit und eignet sich auch für Hundeanfänger. Mehr dazu in unserer Checkliste: Für wen eignet sich ein Labrador?

Der Labrador ist bei uns zwar vor allem als Begleithund beliebt, wird aber auch noch für weitere Zwecke eingesetzt:

  • Der Labrador wird heute noch als Jagdhund eingesetzt: Heute wird der Labrador immer noch als Jagdhund zum Apportieren eingesetzt. Dafür kommen in aller Regel nur Hunde aus speziellen Arbeitslinien zum Einsatz, während sich die Showlinien besser als Familienhunde eignen.
  • Der Labrador im Dummy-Sport: Fast alle Labbis apportieren auch heute noch gerne. Dummy-Sport ist jedoch viel mehr, denn hier werden alle Sequenzen, die zur Jagd mit einem Retriever gehören, nachgeahmt und perfektioniert, vom Apportieren über die Suche bis hin zur Steadiness (also dem ruhigen Warten, auch während der „Jagd“ bzw. wenn der Dummy ausgelegt wird). Mehr dazu in unserem Ratgeber zur Beschäftigung und Auslastung des Labradors.
  • Der Labrador als Rettungs-, Therapie und Arbeitshund: Durch seine Anlagen eignet sich der Labrador auch sehr gut als Blindenführhund, Drogenspürhund, Rettungshund oder Behindertenbegleithund. Auch als Besuchshund in Altersheimen kommen die freundlichen, gelassenen Hunde oft zum Einsatz.

Es ist also kein Wunder, dass der Labrador seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und beliebtesten Rassen gehört. Zukünftige Labrador-Halter sollten jedoch einplanen, dass junge Labrador Retriever sehr stürmisch sein können. Gerade die Leinenführigkeit und das ruhige Vorbeigehen an andern Hunden macht anfangs manchmal Probleme, auch weil die Hunde durch ihre Größe und ihr Gewicht unter Umständen nicht ganz einfach zu handhaben sind. Mit den richtigen Erziehungs-Tipps und mit Spaß am Training fällt es jedoch nicht schwer, diese Energie in die richtigen Bahnen zu lenken und den Labbi zu einem freundlichen Begleiter zu erziehen.

 

Quellen:

  1. VDH – Labrador Retriever: VDH-Rassebeschreibung
  2. LCD (Labrador Club Deutschland e.V.): Startseite des Rasseverbandes
  3. DRC (Deutscher Retriever Club e.V.) – Labrador Retriever: DRC-Rassebeschreibung