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Jagdhunde bei Nichtjägern – Gefahr oder Bereicherung?

Aktualisiert am: 23.10.2023

Viele Hunderassen, die ursprünglich für die Jagd gezüchtet wurden, haben sich in den letzten Jahrzehnten zu beliebten Familienhunden entwickelt. Dies führt oft zur Frage, ob Jagdhunde auch für Nichtjäger geeignet sind und wie man diese energiegeladenen und intelligenten Vierbeiner am besten im Alltag beschäftigt.

Sind Jagdhunde für Nichtjäger geeignet?

Ja, Jagdhunde können durchaus auch in Familien leben, die nicht jagen. Allerdings ist es essentiell, bestimmte Aspekte zu berücksichtigen, bevor man sich für einen Jagdhund als Begleiter entscheidet.

Energie und Ausdauer: Jagdhunde wurden gezüchtet, um über lange Zeiträume hinweg konstante Leistung zu bringen. Dies bedeutet, dass sie ein hohes Energielevel besitzen. Wenn dieses Energielevel nicht durch ausreichende Bewegung und Aktivität ausgeglichen wird, können diese Hunde Verhaltensauffälligkeiten zeigen, wie zum Beispiel übermäßiges Bellen, Graben oder Kauen.

Jagdtrieb: Auch wenn der Hund nicht für die Jagd eingesetzt wird, ist der Trieb, zu jagen, instinktiv in ihm verankert. Dies kann sich in einem starken Verlangen äußern, Vögeln, Katzen oder anderen kleinen Tieren hinterherzujagen, was in städtischen Gebieten zu Problemen führen kann.

Sozialisation: Jagdhunde sind oft sehr sozial und kommen gut mit anderen Hunden aus, da sie in der Jagd häufig in Gruppen eingesetzt werden. Dies kann jedoch auch bedeuten, dass sie weniger gerne alleine sind und von Trennungsangst geplagt werden können, wenn sie über längere Zeiträume alleine gelassen werden.

Trainierbarkeit: Viele Jagdhunde sind äußerst intelligent und lernfähig. Dies kann ein Vorteil sein, wenn es um Training geht, aber es kann auch bedeuten, dass sie sich leicht langweilen, wenn sie nicht genügend geistige Stimulation erhalten.

Für aktive Familien, die viel Zeit im Freien verbringen, einen Garten haben und bereit sind, sich intensiv mit ihrem Hund zu beschäftigen, können Jagdhunde wunderbare Begleiter sein. Allerdings sollten sich potenzielle Halter bewusst sein, dass ein Jagdhund, der nicht ausgelastet ist, sowohl für sich selbst als auch für seine Umgebung zur Herausforderung werden kann. Es ist daher ratsam, sich gründlich zu informieren und sicherzustellen, dass man den Bedürfnissen des Hundes gerecht werden kann, bevor man sich für einen Jagdhund entscheidet.

Die 5 familienfreundlichsten Jagdhunde

Es gibt zahlreiche Jagdhunderassen, die ausschließlich an Jäger vermittelt werden sollten. Einige der Jagdhunde sind jedoch längst nicht mehr nur für die Jagd geeignet, sondern blühen auch im Umfeld einer liebevollen Familie auf. Nachfolgend finden Sie die fünf besten Jagdhunderassen für Nichtäger:

  1. Labrador Retriever: Der Labrador Retriever ist nicht nur einer der beliebtesten Hunde weltweit, sondern auch für seine geduldige und liebevolle Art bekannt. Ursprünglich als Wasserarbeiter eingesetzt, liebt er Aktivitäten im Freien und ist besonders kinderfreundlich. Dank seines sanften Wesens und seiner Lernbereitschaft ist er leicht zu trainieren und passt sich gut an das Familienleben an.
  2. Golden Retriever: Ähnlich wie der Labrador ist der Golden Retriever für sein freundliches und vertrauensvolles Wesen bekannt. Er ist ein aktiver und spielfreudiger Hund, der es liebt, Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Goldens sind besonders anhänglich und schätzen den engen Kontakt zu ihren Menschen.
  3. English Springer Spaniel: Diese Rasse zeichnet sich durch ihre hohe Energie und ihr verspieltes Wesen aus. Der English Springer Spaniel ist sehr menschenorientiert und möchte immer in der Nähe seiner Familie sein. Er kommt gut mit Kindern aus und kann, bei richtiger Sozialisation, auch gut mit anderen Haustieren harmonieren.
  4. Beagle: Beagles sind bekannt für ihre freundliche und aufgeschlossene Art. Sie sind klein, aber voller Energie und lieben es zu spielen und zu schnüffeln. Da sie ursprünglich in Meuten gejagt haben, kommen sie oft gut mit anderen Hunden aus und schätzen Gesellschaft. Allerdings sollte man ihren starken Geruchssinn nicht unterschätzen, der sie manchmal in Schwierigkeiten bringen kann.
  5. Magyar Vizsla: Der Vizsla ist ein ungarischer Vorstehhund, der für seine enge Bindung an die Familie und seine anhängliche Natur bekannt ist. Er ist sehr aktiv und benötigt viel Bewegung, aber er ist auch sehr sanft und geduldig, was ihn zu einem ausgezeichneten Familienhund macht. Sein kurzes Fell macht die Pflege unkompliziert, aber er schätzt es, im Winter warm gehalten zu werden.

Hier finden Sie eine vollständige Liste aller Jagdhunderassen.

Darauf muss man achten, wenn man einen Jagdhund ins Haus bekommt:

  • Ausreichend Bewegung: Es kann nicht genug betont werden, wie wichtig regelmäßige Bewegung für Jagdhunde ist. Diese Hunde sind für Ausdauer und Energie gezüchtet, daher sollten sie täglich ausreichend Bewegung bekommen. Lange Spaziergänge, Laufen oder Radfahren sind ideal, um ihre Energie abzubauen.
  • Training: Eine frühe und konsequente Erziehung ist entscheidend, um den Jagdtrieb zu kontrollieren und sicherzustellen, dass der Hund gut erzogen ist. Dies beinhaltet auch das Abruftraining, damit der Hund bei Freilauf zuverlässig zurückkommt.
  • Beschäftigung: Neben körperlicher Bewegung benötigen Jagdhunde auch geistige Anregung. Intelligenzspielzeuge, Training von Tricks oder Nasenarbeit können helfen, ihren Geist zu beschäftigen und sie auszulasten.
  • Gesundheitschecks: Einige Jagdhunderassen können für bestimmte gesundheitliche Probleme anfällig sein. Es ist wichtig, regelmäßige Tierarztbesuche einzuplanen und über genetische Tests oder Vorsorgeuntersuchungen nachzudenken, um eventuelle Rasse-spezifische Krankheiten frühzeitig zu erkennen.
  • Sicherer Garten: Aufgrund ihres Jagdtriebs können viele Jagdhunde dazu neigen, dem nächsten interessanten Geruch oder einer Bewegung zu folgen. Ein gut eingezäunter Garten oder Hof ist daher wichtig, um zu verhindern, dass der Hund wegrennt oder sich in Gefahr bringt.
  • Sozialisierung: Eine frühe Sozialisierung mit anderen Hunden, Menschen und verschiedenen Umgebungen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass der Jagdhund gut angepasst und sozial verträglich ist.
  • Verständnis für den Jagdtrieb: Selbst wenn Sie nicht jagen, ist es wichtig, den natürlichen Trieb des Hundes zu verstehen und zu respektieren. Dies bedeutet, dass man aufmerksam sein muss, wenn der Hund draußen ist, und potenzielle Gefahrenquellen wie Straßen oder Wildtiere berücksichtigen muss.
  • Hundeerfahrung: Einige Jagdhunderassen können für Ersthundebesitzer eine Herausforderung sein, da sie eine feste Hand und Erfahrung im Umgang mit Hunden benötigen. Es ist ratsam, vor der Anschaffung eines Jagdhundes gründliche Recherchen durchzuführen oder eine Hundeschule oder einen Trainer zu Rate zu ziehen.

Die besten Beschäftigungsmöglichkeiten für Jagdhunde:

  1. Apportierübungen: Jagdhunde lieben es, Dinge zu holen. Nutzen Sie diesen natürlichen Instinkt, um Spielzeuge oder Bälle zu werfen. Fortgeschrittene Apportierübungen können das Suchen und Bringen von versteckten Gegenständen beinhalten.
  2. Nasenarbeit: Die meisten Jagdhunde haben einen ausgezeichneten Geruchssinn. Das Ausnutzen dieses Sinnes durch Suchspiele, Fährtensuche oder spezielle Nasenarbeitssportarten wie Mantrailing kann sehr erfüllend für den Hund sein.
  3. Agility: Dieser Hindernissport fördert sowohl die körperliche als auch die geistige Agilität des Hundes. Durch das Laufen durch Tunnel, über Sprünge und über Rampen wird der Jagdhund vollständig ausgelastet.
  4. Obedience: Konzentration auf Gehorsamkeit und präzise Befehle kann besonders für die intelligenten und lernwilligen Jagdhunde eine lohnende Beschäftigung sein.
  5. Dummytraining: Hier wird der Jagdhund trainiert, einen Dummy – einen speziellen Beutel oder ein Kissen, das oft mit Federn gefüllt ist – zu suchen, zu apportieren und korrekt abzugeben. Es simuliert die Jagdsituation, ohne dass Wild beteiligt ist.
  6. Hundewandern: Lange Wanderungen in der Natur bieten dem Jagdhund die Möglichkeit, seine Umgebung zu erkunden, zu schnüffeln und seinen Jagdinstinkt auf nicht schädliche Weise auszuleben.
  7. Zughundesportarten: Sportarten wie Canicross, bei dem der Hund den Läufer zieht, oder Bikejöring und Skijöring, bei denen der Hund den Radfahrer bzw. Skifahrer zieht, können für kraftvolle Jagdhunde eine ausgezeichnete Möglichkeit zur Auslastung sein.
  8. Wasserarbeit: Viele Jagdhunde, insbesondere Retriever, lieben Wasser. Schwimmen oder das Apportieren aus dem Wasser können gute Möglichkeiten sein, sie zu beschäftigen und gleichzeitig abzukühlen.
  9. Intelligenzspielzeuge: Es gibt viele Spielzeuge auf dem Markt, die darauf ausgelegt sind, den Geist des Hundes zu fordern. Sie können gefüllt werden mit Leckerlis, die der Hund durch Lösen von Rätseln oder Manipulieren des Spielzeugs erreicht.
  10. Hundesportarten wie Rally Obedience oder Dog Dancing: Diese Aktivitäten kombinieren Gehorsam mit körperlicher Aktivität und können eine ausgezeichnete Möglichkeit sein, die Bindung zwischen Hund und Besitzer zu stärken und den Hund gleichzeitig zu beschäftigen.

Unabhängig von der gewählten Aktivität ist es wichtig, dass sie dem Energielevel und den Interessen des einzelnen Hundes entspricht. Durch regelmäßige und abwechslungsreiche Beschäftigung kann man sicherstellen, dass der Jagdhund sowohl körperlich als auch geistig ausgelastet ist und ein ausgeglichenes und glückliches Leben führt.