Gesundheit des Golden Retrievers

Aktualisiert am: 28.02.2024

Der Golden Retriever ist ein beliebter Familienhund, Rettungshund und Blindenhund. Die Lebenserwartung von 12 bis 14 Jahren ist vergleichsweise hoch. Es handelt sich beim Golden Retriever also um eine relativ gesunde und langlebige Rasse. Allerdings hat auch der hübsche und freundliche Goldie leider mit einigen rassetypischen Erkrankungen zu kämpfen. Die beste Vorbeugung ist die Auswahl eines verantwortungsvollen Züchters.

Ergebnisse einer Retriever-Studie

Viele spannende, neue und leider zum Teil auch unangenehme Ergebnisse lieferte eine Doktorarbeit im Jahre 2008. Die Doktorandin Anne Brümmer legte im Fachbereich Veterinärmedizin an der Uni Gießen ihre Doktorarbeit mit dem Titel “Gesundheit, Krankheitshäufigkeiten und Todesursachen bei Retrievern” ab.1 Darin stellte sie ausgewertete Daten aus 1708 Fragebögen vor. 962 davon wurden von Golden-Retriever-Besitzern ausgefüllt. Diese Fragebögen hatte sie unter Mitwirkung des DRC (Deutscher Retriver Club)2 erstellt. Insgesamt wurden 81 Krankheiten abgefragt.

Im Ergebnis litten Labrador Retriever fast doppelt so oft an Ellenbogendysplasie (ED) und Epilepsie wie Golden Retriever. Dafür war beim Golden Retriever die Zahl der diagnostizierten Krebs- und Herzerkrankungen doppelt so hoch wie beim Labrador. Auch viele der weiter unten genannten Häufigkeiten von Erkrankungen stammen aus dieser Doktorarbeit.

Allergien und Futterunverträglichkeiten

Unter so gut wie allen Hunderassen scheint das Auftreten von Allergien und Futtermittelunverträglichkeiten zuzunehmen. Auch beim Golden Retriever treten immer wieder Allergien auf. Unter anderem kann es zu allergischen Reaktionen auf bestimmte Fleischsorten kommen. Das äußert sich dann unter anderem in Juckreiz, Durchfall, Blähungen, Magen-Darm-Beschwerden, Ohrenentzündungen oder Hautveränderungen. Allergien gegen Getreide, wie sie von Hundebesitzern bei solchen Symptomen oft vermutet werden, sind nur selten nachzuweisen. Außerdem gibt es beim Golden Retriever die Canine Atopische Dermatitis (CAD). Dabei handelt es sich um eine Allergie, die zum Beispiel gegen Hausstaubmilben, Pollen oder Herbstgrasmilben gerichtet sein kann. Es kommt zu Juckreiz, Pusteln (vor allem an Stellen mit empfindlicher Haut) und durch Kratzen des Hundes manchmal auch zu offenen Stellen oder Entzündungen.

In der oben genannten Doktorarbeit waren insgesamt rund 7 Prozent aller Retriever von allergischen Symptomen betroffen.  Darunter 1,6-mal so viele Rüden wie Hündinnen. Außerdem ergaben sich noch weitere, unerwartete Zusammenhänge: Waren die Tiere regelmäßig entwurmt und geimpft worden, hatten sie nur halb so oft Allergien. Wenn ein Junghund bis zum Alter von sechs Monaten bereits mit Antibiotika behandelt werden musste, hatte der Hund ein erhöhtes Risiko für Unverträglichkeiten.

Hüftgelenksdysplasie (HD) und Ellenbogengelenksdysplasie (ED)

Die Ellenbogendysplasie (ED) und Hüftgelenksdysplasie (HD) sind Gelenkerkrankungen, die durch erbliche Vorbelastungen, aber auch durch Ernährung oder falsche Bewegung begünstigt werden (mehr dazu unterDie Gesundheit des Hundes. Da der Golden Retriever zu den Hunderassen gehört, die leider häufiger von Gelenkerkrankungen betroffen sind3, sollte beim Kauf eines Goldie-Welpens auf jeden Fall auf die Auswahl eines seriösen, auf Gesundheit bedachten Züchters geachtet werden. Mehr dazu am Ende dieses Artikels.

Regelmäßige, artgerechte Bewegung scheint sich positiv auf das Auftreten von Gelenkerkrankungen auszuwirken. Das ergibt sich ebenfalls aus den Daten der Giessener Doktorarbeit. Golden Retriever, die durch Jagd oder Dummy-Training beschäftigt wurden, hatten ein geringeres Risiko für Arthritis, HD und ED. Wie man seinem Hund neben regelmäßigen Spaziergängen zusätzliche Beschäftigung und Bewegung verschaffen kann, können Goldie-Besitzer unter Beschäftigungsmöglichkeiten für den Golden Retrievernachlesen.

Sonstige Erkrankungen beim Golden Retriever

Es gibt einige Erkrankungen, die selten auftreten, jedoch beim Golden Retriever häufiger sind, als beim Durchschnitt aller Hunde. Besitzer eines Goldies oder zukünftige Halter eines Golden Retrievers sollten sich darüber informieren und wenn nötig auch mit ihrem Züchter darüber sprechen.

Epilepsie

Golden Retriever können von Epilepsie betroffen sein. Dabei treten mehr oder weniger starke Krampfanfälle mit Zittern, Krämpfen, Schaum vor dem Mund bis hin zur Bewusstlosigkeit auf. Leider ist bisher nicht genau bekannt, wodurch die Epilepsie häufiger auftritt oder wie sie vererbt wird. Klar ist nur, dass sie selten auftritt, aber dass auf jeden Fall eine vererbbare Komponente eine Rolle spielt. Darum können Züchter momentan vorbeugend nur zur Verhinderung beitragen, indem sie offen mit Epilepsie-Fällen umgehen und betroffene Hunde (oder deren Nachkommen) aus der Zucht nehmen. Früh kastrierte Hunde könnten möglicherweise häufiger betroffen sein als unkastrierte oder erst später kastrierte Golden Retriever.1 Ein Zusammenhang mit der Kastration ist jedoch bisher noch nicht eindeutig belegt.

Krebsanfälligkeit

Der Golden Retriever hat eine erhöhte Anfälligkeit für eine bestimmte Krebsart, das Hämangiosarkom (ein bösartiger Milztumor). Das Hämangiosarkom geht von Zellen aus, die zur Innenauskleidung der Milzgefäße gehören. Meist sind die Hunde erst im höheren Lebensalter betroffen. Da das Hämangiosarkom dazu neigt, zu streuen (also Metastasen an anderen Körperstellen zu bilden), wird als Therapie oft die gesamte Milz entfernt.

Hauterkrankung: Ichthyose

Die Ichthyose ist eine Verhornungsstörung der Haut und wird beim Golden Retriever durch einen Erbdefekt verursacht. Die Symptome sind oft große, weiße Hautschuppen und eine dunkle Verfärbung der hellen Haut am Bauch. Verantwortlich dafür ist unter anderem eine Mutation im PNPLA1-Gen4. Gentests sind jedoch schwierig, da es verschiedene Varianten des Gens gibt, die nicht immer mit dem Auftreten der Krankheit korrelieren. Vermutlich sind noch weitere Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt.

Augenerkrankungen

Genauso wie bei vielen anderen Rassehunden sind beim Golden Retriever bestimmte Augenerkrankungen bekannt. Dazu gehören vor allem der graue Star (Linsentrübung, Katarakt) und der Netzhautschwund (Progressive Retina Atrophie, PRA). Für PRA gibt es Gentests, die das Vorliegen bestimmter genetischer Mutationen nachweisen.5 PRA verursacht einen Abbau der Netzhaut im Auge. Zunächst macht sich die Erkrankung oft durch Nachtblindheit bemerkbar. Der Golden Retriever geht im Dunkeln oder bei Dämmerung vorsichtiger und langsamer, vor allem in unbekannter Umgebung. Nach und nach sieht der Hund auch bei Tag immer schlechter, bis zur völligen Erblindung. Deshalb müssen laut Zuchtordnung des DRC2 bei Zuchthunden Augenuntersuchungen gemacht werden, bevor sie zur Zucht zugelassen werden.

Osteogenesis Imperfecta

Diese Erkrankung ist selten und kommt bei Hunden vor allem beim Dackel, bisweilen auch beim Beagle vor. Leider gibt es inzwischen aber auch beim Golden Retriever hin und wieder Fälle. Die Osteogenesis Imperfecta wird in der Regel schon wenige Wochen nach der Geburt erkannt. Die Welpen haben sehr brüchige Knochen, die bei kleinster Belastung brechen können. Die Krankheit ist vergleichbar mit der bei Menschen auftretenden “Glasknochenkrankheit”. Verursacht wird die Erkrankung durch eine Störung bei der Kollagenbildung. Kollagen ist jedoch entscheidend für die Elastizität der Knochen. Da die Krankheit unheilbar und mit großen Schmerzen verbunden ist, müssen betroffene Welpen eingeschläfert werden.

Muskeldystrophie des Golden Retrievers

Beim Golden Retriever ist eine spezielle Form der Muskeldystrophie bekannt. Diese Erkrankung ähnelt der Duchenne-Muskeldystrophie des Menschen. Bei einer Muskeldystrophie bauen sich Muskeln ab. Dies beginnt bei einem betroffenen Goldie oft schon früh, meist im Alter von acht Wochen, und betrifft vorwiegend den Herzmuskeln und die Skelettmuskeln. Bei leichter Ausprägung können die Hunde mit entsprechenden Medikamenten relativ gut damit leben. Bei starker Ausprägung kommt es durch den Abbau der Muskulatur schneller zu Bewegungsproblemen, Schluckbeschwerden und Problemen beim Atmen.

Gesundheitsvorsorge durch umsichtige Zucht von Golden Retrievern

Am Golden Retriever lässt sich gut verfolgen, was geschieht, wenn eine Rasse zur begehrten Moderasse wird. Der Bedarf steigt und damit leider auch der Anteil an Menschen, die einen Goldie-Welpen nicht vom Züchter, sondern aus unkontrollierten Verpaarungen oder von dubiosen Vermehrern holen. Was das bewirken kann, zeigen einige Daten aus der anfangs beschriebenen Doktorarbeit. Es wurden Hunde verglichen, die im FCI oder nicht im FCI gezüchtet wurden. Der FCI ist der internationale Dachverband der Hundezucht, zu dem unter anderem der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) und die ihm angeschlossenen deutschen Golden-Retriever-Zuchtvereine gehören: der Golden Retriever Club e.V. (GRC)6 und der Deutsche Retriever Club e.V. (DRC)2. Bei Nicht-FCI-Retrievern trat 4,3-mal so häufig eine Hüftgelenksdysplasie auf wie bei den Hunden, die im FCI gezüchtet wurden. Viele weitere Krankheiten traten ebenfalls häufiger bei Hunden auf, die nicht in einem dem FCI angeschlossenen Zuchtverband gezüchtet wurden.

Der Grund für diese Unterschiede sind die vorgegebenen Zuchtordnungen. An diese muss sich jeder Züchter halten, der einem Zuchtverband beitritt. So gibt zum Beispiel der DRC vor, dass jeder Golden Retriever zur Zuchtzulassung eine Augenuntersuchung benötig und per Röntgendiagnostik auf HD und ED untersucht werden muss. Klare Grenzwerte geben dann vor, wie die Ergebnisse aussehen müssen, damit ein Hund zum Zuchthund werden kann. Viele Züchter definieren für sich selbst sogar noch weitere gesundheitliche Kriterien für ihre Zuchtlinien. Nur so ist es möglich, dass eine so freundliche, fröhliche und familientaugliche Rasse wie der Golden Retriever uns auch in Zukunft gesund erhalten bleibt.

 

Quellen

  1. Anne Brümmer. Gesundheit, Krankheitshäufigkeiten und Todesursachen bei Retrievern: Auswertungen einer Besitzer-Befragung. Dissertation. Giessen, VVB Laufersweiler 2008.
  2. Deutscher Retriever Club e.V. (Link zur Webseite)
  3. Smith GK, et al. Evaluation of risk factors for degenerative joint disease associated with hip dysplasia in German Shepherd Dogs, Golden Retrievers, Labrador Retrievers, and Rottweilers. J Am Vet Med Assoc. 2001 Dec 15;219(12):1719-1724.
  4. Graziano L, et al. Prevalence of PNPLA1 Gene Mutation in 48 Breeding Golden Retriever Dogs. Vet Sci. 2018 May 8;5(2):48.
  5. Downs LM, et al. A Frameshift Mutation in Golden Retriever Dogs with Progressive Retinal Atrophy Endorses SLC4A3 as a Candidate Gene for Human Retinal Degenerations. PLoS ONE. 2011 6(6): e21452.
  6. Golden Retriever Club e.V. (Link zur Webseite)

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer

Adorable golden retriever looking at bowl with pet food at home © Depositphotos.com/HayDmitriy

Veterinarian examining a cute dog © Depositphotos.com/Wavebreakmedia