Beschäftigung und Auslastung für den Golden Retriever

Aktualisiert am: 04.03.2024
Der Golden Retriever gilt als freundlicher und leicht erziehbarer Familienhund. Das kann er auch sein. Genauso aber ist er ein aktiver Jagdhund, der Auslastung und Beschäftigung braucht, um glücklich und ausgeglichen zu sein. Die klassische Beschäftigung für Retriever ist das Dummytraining. Hier gibt es jedoch verschiedene Trainingsansätze, von einfachen Übungen, die aus dem Dummytraining abgeleitet sind, bis hin zu  Dummyarbeit auf Wettbewerbsniveau. Doch auch zahlreiche andere Beschäftigungen kommen für den Golden Retriever in Frage. Hier finden Goldie-Besitzer und Menschen, die das gern werden wollen, viele Anregungen für eine rassegerechte Auslastung.

Klassisches Dummytraining für den Golden Retriever

Als Jagdhund hat ein Retriever die Aufgabe, geschossenes Wild zu bringen (“to retrieve” engl. = bringen). Doch die wenigsten Besitzer eines Golden Retrievers haben Ambitionen, einen Jagdschein zu machen und tatsächlich auf die Jagd zu gehen. Um dem Goldie dennoch zu ermöglichen, seine ursprünglichen Anlagen ganz entfalten zu können, kann das Dummytraining als Jagdersatz-Training dienen.

Was ist Dummytraining?

Beim Dummytraining dient der Dummy, ein gefülltes Leinensäckchen, als Wildersatz.1 Es werden verschiedene Jagdsituationen simuliert. Dieses Training ist eine anspruchsvolle und fordernde Beschäftigung für Golden Retriever. Wenn es dem Halter selbst auch Spaß macht, kann man die Aufgaben immer weiter steigern. So wird es Hund und Besitzer nie langweilig und der Goldie hat eine rassegerechte, befriedigende Beschäftigung. Dabei werden sowohl das Köpfchen als auch die körperlichen Fähigkeiten beim Hund benötigt.

Wo kann man “echtes” Dummytraining machen?

Weiter unten finden Halter eines Golden Retrievers Tipps, wo man als gelegentliche Freizeitbeschäftigung ins Dummytraining hineinschnuppern kann. Wer den Dummysport jedoch unter Anleitung professionell aufbauen und eventuell auch an Wettbewerben (Prüfungen oder sogenannten Working Tests) teilnehmen möchte, der sollte sich an regionale Dummy-Gruppen der Retrieververeine wenden. Auskunft können hier der Züchter oder die Zuchtvereine DRC (Deutscher Retriever Club e.V.)2 oder GRC (Golden Retriever Club e.V.)3 geben. Dabei sollte man aber beachten, dass zu den offiziellen Prüfungen der Vereine nur Hunde zugelassen werden, die aus einer vom deutschen VDH (oder international vom FCI) anerkannten Zucht kommen und ein entsprechendes Stammbuch haben. In Deutschland sind das Hunde, die aus einer Zucht des DRC oder GRC stammen. Zusätzlich führen auch manche nicht-VDH-Vereine (wie der IRJGV, der internationale Rasse-Jagd-Gebrauchshunde-Verband) manchmal unabhängige Dummyprüfungen durch. Wer schon vorher weiß, dass er mit seinem Golden Retriever am Dummytraining teilnehmen möchte, der kann bewusst einen Züchter suchen, der seine Hunde in der Dummyarbeit führt. So kann man sich mit dem Welpen auch gleich viele Ratschläge zum Dummysport holen.

Was gehört zum Dummytraining alles dazu?

Das Dummytraining (zumindest, wenn man es so aufbauen möchte, dass man später an Prüfungen teilnehmen kann) umfasst feste Aufgaben. Im Folgenden sind fünf wichtige Bestandteile der Dummyarbeit kurz zusammengefasst.4

“Steadiness”: Standruhe als Basis für das Dummytraining

Die Steadiness (auf Deutsch manchmal Standruhe genannt) ist die Basis für die Arbeit im Dummytraining. Das bedeutet4: Der Retriever soll ruhig und gelassen, ohne einen Laut von sich zu geben neben seinem Hundeführer sitzen bleiben, bei Fuß warten oder bei Fuß laufen. Egal welche interessanten Reize den Hund währenddessen ablenken. Auf der Jagd hieß das, dass der Hund leise sein und ruhig sitzen musste (um kein Wild zu warnen und den Jäger nicht zu stören). Der Retriever durfte auf keinen Fall selbständig losrennen, wenn Wild geschossen wurde (man nennt das “einspringen”), sondern sollte erst auf Kommando starten. Weil Dummytraining die Jagd nachahmt, wird hier auf genau dieses Verhalten ebenfalls Wert gelegt.

“Markieren”: Merkarbeit für das Köpfchen – Wo liegt der Dummy?

Fliegt ein Dummy, soll der Hund die Flugbahn genau beobachten und sich dann anhand von Geländemarken merken, wo der Dummy liegt. Man nennt dieses Merken im Dummysport Markieren. Auf Kommando läuft der Golden Retriever los und holt den Dummy. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad fliegen irgendwann mehrere Dummys, die der Golden Retriever nacheinander markieren und dann nacheinander holen muss. Der Dummy kann dabei auch im Wasser landen oder so liegen, dass der Goldie einen Bach oder Teich durchqueren muss, um ihn zu bringen.

„Verlorensuche”: Einen “verlorenen” Dummy selbständig suchen und finden

Bei der Jagd kann passieren, dass weder der Jäger noch der Hund mitbekommen, wo geschossenes Wild genau liegt. Diese Situation ahmt die Verlorensuche nach. Dabei wird ein Dummy für den Hund unsichtbar ausgelegt. Der Golden Retriever muss dann selbständig eine Fläche, die der Hundehalter ihm zeigt, absuchen. Findet er den Dummy durch konzentriertes, systematische Absuchen, soll er ihn auf schnellstem Weg zurückbringen.

“Einweisen”: Steuerung des Hundes aus der Distanz

Das Einweisen ist die wohl herausforderndste Aufgabe für Mensch und Hund. Der Golden Retriever wird dabei über Sicht- und Hörzeichen zu einer bestimmten Stelle gesteuert, an der ein Dummy liegt. Um das zu erreichen, baut man nach und nach viele verschiedene Signale auf: Für das Voranlaufen, für das Zurücklaufen, links und rechts, zum Stoppen und zum Suchen. Das stärkt immens das Vertrauen zwischen dem Golden Retriever und dem Halter, denn beide müssen sich dabei stark aufeinander verlassen können.

Bewertung der Arbeitsweise des Mensch-Hund-Teams

Genauso wichtig wie die einzelnen Aufgaben ist beim Dummytraining aber auch die Arbeitsweise. Auch diese wird in Prüfungen beurteilt.5 Ist der Hund “steady”? Sucht der Hund ausdauernd und konzentriert? Scheut der Hund vor Wasser nicht zurück? Ist der Golden Retriever gut lenkbar und freudig bei der Sache? Es steckt also weit mehr hinter dem Dummytraining, als man anfangs möglicherweise vermutet. Wer sich darauf einlässt, der kann sich auf eine zeitintensive, herausfordernde, aber auch wunderbare Art der Zusammenarbeit mit seinem Golden Retriever freuen.

Weitere Beschäftigungsmöglichkeiten für den Golden Retriever

Echtes Dummytraining erfordert viel Zeit und Training. Übungsstunden finden zu festen Terminen statt. Zudem muss man je nach Wohnort manchmal größere Strecken fahren, um zu passenden Trainingsgruppen zu gelangen. Das kann und will nicht jeder Hundehalter leisten. Und das muss auch nicht sein. Wichtig ist vor allem, dass der Golden Retreiver eine Beschäftigung hat und dass beide, Hund und Halter, daran Freude haben. Dafür kommen neben dem “professionellen” Dummytraining auch viele andere Arten der Auslastung in Frage.

Dummytraining “just for fun”: Kurse in Hundeschulen

Viele Hundeschulen bieten Kurse im Dummytraining an, in denen keine Prüfung angestrebt wird. Deshalb folgen solche Kurse weniger strengen Regeln und sind für alle Hunde offen. Das ist ideal für alle, die mit ihrem Golden Retriever als reine Freizeitbeschäftigung Dummytraining machen möchten oder die in die Grundlagen vorerst nur hineinschnuppern möchten.

Für Zuhause oder unterwegs: Vereinfachte Übungen aus dem Dummytraining

Man kann sich das Dummytraining auch als Vorlage nehmen, um Zuhause oder beim Gassigehen mit seinem Golden Retriever ähnliche Übungen zu machen. Dabei muss man keinen Dummy nutzen. Es tut für den Hausgebrauch auch ein Spielzeug, Ball oder Futterbeutel. Dabei kann man unter anderem folgende Dinge üben:

Nicht vor Freigabe loslaufen

Wirft man ein Spielzeug, kann man üben, dass der Hund wartet und erst nach einer Freigabe losläuft. Das erinnert an die oben erwähnte “Steadiness” im Jagd- oder Dummytraining. Fällt das dem Hund noch schwer, sollte man ganz langsam damit anfangen: Für den Anfang kann man mit einem einfachen Sitz und Bleib beginnen. Zunächst wirft man das Spielzeug nur hoch, fängt es wieder und lobt den Hund dann für das Warten. Dann legt man das Spielzeug kurz auf den Boden oder täuscht einen Wurf nur an. Nach und nach lässt sich das immer weiter steigern, bis man dann auch werfen kann, ohne dass der Hund selbstständig losrennt.

Geworfenen Dummy bringen

Eine typische Aufgabe für Retriever ist natürlich das Apportieren. Wirft man den Dummy (oder ein Spielzeug), soll der Hund es bringen und in die Hand geben. Wenn der Hund schon beherrscht, dass er erst nach Freigabe losrennt, kann man das prima steigern. Zum Beispiel, indem man dann zwei Spielzeuge wirft, und dem Hund mit der Hand die Richtung anzeigt, welches von beiden er holen soll.

Versteckten Dummy suchen

Viel Spaß macht es fast jedem Golden Retriever auch, den Dummy / Spielzeug zu suchen. Kann der Hund noch nicht gut warten, kann man ihn dabei mit der Leine anbinden oder eine zweite Person hält den Hund fest. Oder man versteckt den Gegenstand im Garten (wenn man einen hat), während der Hund drinnen bleibt.

Obedience und Rally-Obedience

Es gibt auch ganz andere Dinge als nur das Dummytraining, die Golden Retrievern Spaß machen. Auch in Hundesportarten wie dem Obedience und Rally-Obedience findet man oft Goldies. Beim Obedience soll der Hund bestimmte Übungen (Bei-Fuß-Laufen, Sitz, Platz und vieles mehr) schnell und exakt ausführen. Rally-Obedience ist dynamischer. Hier laufen Hund und Halter über einen Parcours und führen an jeder Station eine andere, stets wechselnde Übung aus.

Rettungshundearbeit und Mantrailing

Golden Retriever sind oft auch sehr talentiert in der Rettungshundearbeit. Dazu gehören verschiedene Tätigkeiten, auf die sich der Hund und Halter spezialisieren können. Der Golden Retriever lernt dort zum Beispiel, verirrte, verschüttete oder eingeklemmte Personen zu finden und anzuzeigen. Auch das Mantrailing, das Folgen einer Spur bis zu einer bestimmten Person, liegt vielen Goldies sehr.

Tricks & Co

Eine tolle Art der Beschäftigung, die man überall und jederzeit in beliebigem Schwierigkeitsgrad machen kann, ist das Aufbauen von Tricks. Viele Golden Retriever machen gerne mit, wenn man ihnen kleine Tricks und Aufgaben beibringt. Als Retriever, die von Haus aus oft gerne Dinge im Maul tragen, bieten sich zum Beispiel auch Tricks wie das “Aufräumen” an. Hier soll der Hund zum Beispiel Gegenstände aufheben und in eine Kiste legen. Oder zusammengeknülltes Papier aufheben und in den Papierkorb werden. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Manche Hunde können sogar mehrere Spielzeuge unterscheiden und ihrem Besitzer auf Kommando den richtigen Gegenstand bringen. Beim Dogdance werden bestimmte Tricks und Übungen zu einer kleinen Choreographie (mit Musik) kombiniert. Das lässt sich in Kursen erlernen, man kann sich aber auch einfach Dinge ausdenken oder sich von Youtube-Videos inspirieren lassen. Hauptsache der Golden Retriever und auch sein Besitzer haben Spaß daran.

Quellen

  1. Deutscher Retriever Club e.V. (DRC), Rassebeschreibung Golden Retriever
  2. Deutscher Retriever Club e.V. (DRC): Dummyarbeit
  3. Golden Retriever Club e.V. (GRC): Die Arbeit mit dem Golden Retriever
  4. Die Kosmos Retrieverschule: Grunderziehung und Dummytraining*
  5. Deutscher Retriever Club e.V. (DRC): Arbeitsprüfungen mit Dummies für Retriever (APD/R) [Link zum PDF]

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer Labrador retriever © Depositphotos.com/jarih Cute golden Retriever dog playing with a toy © Depositphotos.com/Ksuksann

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