Dobermann: Training und Erziehung

Aktualisiert am: 22.05.2023

Der Dobermann ist intelligent und lernt schnell. Was in vielen Bereichen Vorteile hat, stellt den Besitzer jedoch auch vor Herausforderungen. Denn zugleich ist der Dobermann auch ein selbstbewusster und durchsetzungsstarker Hund mit Schutz- und Wachtrieb. Hier erfahren Dobi-Halter und Menschen, die sich für einen Dobermann-Welpen interessieren, alles über die richtige Erziehung beim Dobermann. Weitere Basis-Informationen finden Hundebesitzer zusätzlich auch im Artikel über Lernverhalten, Training und Erziehung von Hunden.

Früh übt sich … Erziehung eines jungen Dobermanns

Beim Dobermann ist eine gute Sozialisation besonders wichtig, damit er später im Alltag problemlos mit Besuchern, fremden Menschen und anderen Hunden zurechtkommt. Das beginnt bereits mit der Auswahl eines guten Züchters, der bei seinen Welpen schon in den ersten Wochen die ideale Basis legt. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es im Artikel über die Erziehung und Sozialisation von Welpen.

Von Anfang an konsequent erziehen

Der Dobermann ist ein großer, kräftiger Hund. Zudem bringt er rassebedingt Anlagen für Schutzverhalten mit. Wichtig ist deshalb, dass von Anfang an auf die Erziehung Wert gelegt wird. Dabei sollten Dobi-Besitzer beachten, dass der Dobermann ein echter Spätentwickler sein kann (mehr dazu unten). Das heißt, auch wenn der Welpe oder Junghund völlig unproblematisch im Alltag mitläuft, sollte man die unten aufgeführten Verhaltensweisen (wie Bewachen oder Beschützen) im Hinterkopf haben und bereits jetzt dahingehend trainieren. So sind Hund und Halter für die typischerweise ab einem Alter von 9 bis 24 Monaten nach und nach auftretenden, rassetypischen Verhaltensweisen gerüstet.

Tipps für die Welpenerziehung beim Dobermann

  • Sind bestimmte Verhaltensweisen beim erwachsenen Hund nicht erwünscht? Beispielsweise Hochspringen, Betteln beim Essen, auf das Sofa springen oder Anbellen von Menschen? Dann sollte man auch schon beim Welpen üben, dass er dieses Verhalten nicht zeigt.
  • Um den Jagdtrieb nicht zu fördern, sollten alle Jagderfolge verhindert Dazu gehört bereits das Hinterherrennen, das für Hunde höchst selbstbelohnend sein kann. Im Zweifelsfall hilft hier die Schleppleine, bis ein sicherer Rückruf aufgebaut ist.
  • Für den Dobermann sind konsequente Regeln sehr wichtig. Was einmal gilt, sollte auch immer so gelten. Diese Regeln müssen nicht streng oder grob umgesetzt werden, sondern vor allem mit Ruhe und Hartnäckigkeit immer wieder klar abgegrenzt werden, bis sie dem jungen Dobermann in Fleisch und Blut übergehen.
  • Training mit Spaß, Belohnungen und an das Alter angemessen durchführen. Am besten übt man Dinge öfter und in kurzen Etappen. Dabei sollte man nicht vergessen: Auch wenn der Dobermann ein Gebrauchshund ist, so ist der junge Hund doch in erster Linie einfach nur ein verspieltes, fröhliches Hundekind, das seine jugendliche Energie auch loswerden muss.

Training und Erziehung: Das sollte man beim Dobermann beachten

Der Dobermann ist grundsätzlich ein freundlicher und friedlicher Hund. Er besitzt aber auch viel Energie, viel Kraft und trifft gerne auch selbständige Entscheidungen, wenn er das Gefühl hat, dass seine Besitzer diese nicht für ihn treffen (können). Darum sollte man bei der Erziehung des Dobermanns einige Punkte wissen und beachten.

Der Dobermann ist ein Spätentwickler

Wie viele große Hunderassen wird auch der Dobermann relativ spät erwachsen. Es sollte Haltern dieser Rasse also bewusst sein, dass der Dobermann mit einem Jahr zwar fast ganz ausgewachsen, aber vom Wesen her noch längst nicht “fertig” ist. Auch nach der Pubertät gibt es immer wieder Phasen, in denen der Hund Gelerntes wieder stärker hinterfragt, seine Grenzen testet und überprüft, ob Regeln immer noch gelten. Schutzverhalten oder Wachverhalten zeigt sich manchmal erst spät. Hier lässt sich aber gut gegensteuern, indem man konsequent, souverän, geduldig und liebevoll immer wieder zeigt, dass die Regeln noch die gleichen sind und was vom Hund erwartet wird.

Umgang mit fremden Menschen

Der Dobermann ist bisweilen eher skeptisch bei Fremden. Dazu kommt der Schutztrieb (siehe unten). Von Anfang an sollte man dem Dobermann deshalb klar machen, dass er Besucher und Fremde zwar nicht lieben, aber tolerieren muss. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass der Dobermann zum einen sehr groß ist, zum anderen auch ein gewisses Image als gefährlicher Hund hat (was jedoch sehr viel mehr für kupierte Hunde gilt als für unkupierte). Dobermann-Besitzer sollten also Verständnis dafür aufbringen, wenn andere Menschen Angst haben oder sich in der Nähe des Hundes unwohl fühlen. Zum Training gehört deshalb auch, dass der Hund bei Fuß laufen kann, sich unauffällig auf der abgewandten Seite an Menschen vorbeiführen lässt und auf Zuruf sofort kommt. So kommt es erst gar nicht zu Situationen, in denen andere Menschen Angst haben müssten.

Noch viel öfter als ängstlichen Menschen begegnet man mit einem Dobermann jedoch denen, die Komplimente machen. Denn ein Dobermann fällt Vielen durch seine Schönheit auf. Die schlanke Figur mit dem breiten Brustkorb, das glänzende Fell, der elegante Kopf und sein Charme sorgen sehr oft für Herzchen in den Augen von Passanten und Besuchern.

Schutzverhalten beim Dobermann

Der Dobermann ist ein Gebrauchshund und wird auch heute noch als Diensthund eingesetzt. Mehr dazu unter Wesen, Charakter und Eigenschaften des Dobermanns und Geschichte des Dobermanns. Das bedeutet, dass der Dobermann einen Beschützerinstinkt mitbringt. Erfahrene Hundehalter, vor allem bei Erfahrung mit Gebrauchshunden, wissen damit umzugehen. Für sie ist das Schutzverhalten sogar oft erwünscht. Denn lenkt man es in die richtigen Bahnen, ist es eine tolle Voraussetzung für den Hundesport (VPG).

Eine falsche Vorstellung ist jedoch, dass man mit dem Dobermann einen Beschützer an seiner Seite hat, der im Alltag für Sicherheit sorgt. Wer selbst ängstlich ist und deshalb einen “starken” Hund sucht, der vermittelt dem Dobermann oft unbewusst, dass dieser für den Schutz zu sorgen hat, weil sein Besitzer das nicht kann. Dadurch können Situationen entstehen, in denen der Hund ungewollt im Alltag entscheidet, in den “Schutzmodus” zu schalten. Das kann sich darin äußern, dass der Fremde oder Besucher anbellte, anknurrt, fixiert, stellt, vom Besitzer abdrängen möchte oder sogar angreift.

So handhabt man das Schutzverhalten beim Dobermann am besten

  • Schutzverhalten nicht fördern: Konsequenz ist auch hier wichtig. Möchte man nicht, dass der Dobermann fremde Menschen oder Besucher anbellt, stellt oder gar angreift? Dann sollte man jegliches Schutzverhalten auch von Anfang an unterbinden.
  • Gehorsam und Auslastung: Training und Beschäftigung sorgen für mehr Bindung und Zufriedenheit beim Hund. Zudem ist Gehorsam die Basis dafür, dass der Dobermann seinem Besitzer freudig folgt und Fehlverhalten sich leicht abbrechen lässt.
  • Ruhe, Gelassenheit und Selbstbewusstsein: Nervöse, unsichere Menschen veranlassen den Dobermann eher dazu, dass er die Beschützerrolle übernehmen möchte. Wer hingegen Ruhe und Selbstsicherheit ausstrahlt, kann dem Dobermann sehr viel leichter zeigen, dass er selbst jede Situation übernimmt und im Griff hat.
  • Schutzverhalten erkennen und Grenzen setzen: Wer sich nicht sicher ist, ob sein Dobermann Schutzverhalten zeigt und wo man hier am besten die Grenze zieht, sollte sich rechtzeitig einen rasseerfahrenen Trainer suchen. Oft können aber auch erfahren Dobi-Halter oder der Züchter gute Tipps geben.

Wachverhalten beim Dobermann

Der Dobermann wurde früher oft als Wachhund eingesetzt. Auch als Diensthund bei Polizei oder Militär ist ein gewisser Wachtrieb oft erwünscht. Darum gehört es zum Dobermann dazu, dass er mit feinen Antennen sofort registriert, wenn sich jemand seinem Grundstück nähert. Es gibt Dobermänner, die dann auch lautstark melden und am Zaun hinterherrennen, wenn man sie lässt. Als echter Wachhund kann der Dobermann aber auch sehr gut unterscheiden, wer dazugehört und wer nicht. So kann durchaus sein, dass der Nachbar freundlich begrüßt, dessen Besuch aber lautstark gemeldet wird.

Mit dem entsprechenden Training lässt sich das Bellen und Wachen aber in der Regel gut in Grenzen halten. Immerhin ist der Dobermann gelehrig und intelligent. Das setzt aber auch ein konsequentes Training voraus. Dazu gehört ein guter Grundgehorsam, das Abbrechen von unerwünschtem Verhalten (Bellen, das über kurzes Melden hinausgeht) und das Belohnen von erwünschtem Verhalten (zum Beispiel Lob oder Futter, wenn der Dobermann ruhig bleibt, obwohl ein Passant mit Hund vorbeiläuft). Bei fehlender Beschäftigung und Auslastung neigt der Dobermann dazu, sich selbst eine Aufgabe zu suchen. Das kann einer der Gründe sein, wenn der Hund übermäßig viel meldet und bellt.

Intelligent und arbeitswillig

Der Dobermann ist intelligent und arbeitswillig. Das macht das Training manchmal zu einer dankbaren Aufgabe, da sich Geübtes oft relativ zügig umsetzen und festigen lässt. Allerdings lernt der Dobermann in jeder Hinsicht sehr schnell. Er lernt schnell, wie inkonsequent durchgesetzte Regeln umgangen werden können. Er lernt schnell, wie man Menschen mit dem typischen Dobermann-Charme manipulieren kann. Und er kommt manchmal blitzschnell auf Dinge, mit denen man auch mit viel Fantasie vielleicht nicht gerechnet hätte. Das macht das Zusammenleben mit dem Dobermann lustig, spannend und manchmal auch anstrengend. Aber nie langweilig.

Erziehung mit Konsequenz, Struktur und Fairness

Der Dobermann ist sicher kein einfacher Anfängerhund. Er benötigt eine konsequente Erziehung, die sich am besten umsetzen lässt, wenn man bereits etwas Hundeerfahrung hat. Mehr dazu unter “Für wen eignet sich ein Dobermann?”.

Da der Dobermann durch seine Kraft und Größe sowie seine Veranlagung zu Wach- und Schutzverhalten durchaus Potenzial für problematisches Verhalten birgt, ist eine klare Erziehungslinie besonders wichtig. Übertriebene Strenge, Schreien und körperliche Strafen haben hier jedoch nichts zu suchen. Im Gegenteil, darauf reagiert der Dobermann je nach Charakter oft mit Meideverhalten, Ignoranz oder schlimmstenfalls mit Aggression. Denn trotz seiner Energie und seiner Größe ist er sensibel und spiegelt häufig seinen Besitzer. Am besten reagiert der Dobermann auf faire und klare Ansagen, Konsequenz und ruhige Gelassenheit.

Tipps für eine konsequente Erziehung:

  • Man sollte sich klar machen, was genau vom Hund erwünscht ist, was nicht, und mit welchem Trainingsweg man dorthin gelangen möchte. Bei diesem Trainingsweg sollte man dann auch durchgehend bleiben. Viele (viele, viele) Wiederholungen mit steigender Ablenkung gehören hier immer dazu, bis das Verhalten sicher abrufbar ist.
  • Verbale Kommandos und Handzeichen sollten klar und immer gleich sein. Die Körpersprache sollte zu den Kommandos passen (beispielsweise ist es für den Hund unlogisch, wenn man ihn heranruft, ihn dabei durch Vorbeugen des Oberkörpers aber körpersprachlich “wegtreibt”).
  • Dabei sollten alle Haushaltsmitglieder an einem Strang ziehen, damit die Regeln konsequent immer gelten, egal bei wem.
  • Feste Strukturen helfen dabei, dem Hund Sicherheit und einen Rahmen vorzugeben. Dazu gehören nicht nur zeitlich feste Abläufe, sondern vor allem, dass bestimmte Dinge immer gleich ablaufen. Beispielsweise könnte das sein, dass der Dobermann immer erst nach Aufforderung aus dem Auto aussteigen darf oder bis zur Freigabe im Körbchen warten muss, wenn Besuch kommt.

Vertrauen und Bindung ist die Basis für jedes Training

Der Dobermann ist nicht nur ein sportlicher Gebrauchshund, sondern innerhalb der Familie sehr treu, loyal und anhänglich. Ohne eine freundschaftliche Bindung und eine tiefe Beziehung zwischen Hund und Haltern wird auch die Erziehung nur bedingt funktionieren. Darum ist es wichtig, sein Augenmerk nicht zu “verkopft” auf Training und Erziehung zu legen. Auch Auszeiten mit dem Hund, Spiel, Kuscheln und einfach gemeinsam nebeneinander zu liegen ist wichtig. Gemeinsame Spaziergänge, gemeinsamer Hundesport, die Körperpflege und eine spürbare Fürsorge stärken das Vertrauen.

Ist diese Bindung vorhanden, ist auf den Dobermann jederzeit Verlass. Durch seine Vielseitigkeit ist er in jeder Lebenslage ein wunderbarer Begleiter. Schön, stark, klug, schnell, unerschrocken, verschmust, freundlich und wachsam – wer den Dobermann richtig zu nehmen weiß, der bringt sein einzigartiges und wunderbares Wesen ideal zur Entfaltung und hat einen Traumhund an seiner Seite.

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer

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Handsome young man playing with his dog in the park. © Envato Elements/nenetus

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Blonde girl with dobermann in summer park. © Freepik/mako_studio