Gesundheit des Border Collies

Aktualisiert am: 22.05.2023

Der Border Collie gehört zu den robusten und gesunden Hunderassen. Seine Lebenserwartung von 13 bis 16 Jahren ist hoch. Die meisten rassespezifischen Krankheiten beim Border Collie kommen nur sehr selten vor und können zu einem großen Teil durch Zuchtuntersuchungen und Gentests ausgeschlossen werden. Allerdings kam es in manchen Zuchtlinien zu vermehrten Fällen von Epilepsie. Umfangreiches Wissen über die Epilepsie bei Border Collies hilft, den passenden Züchter auszuwählen.

Der Border Collie ist eine gesunde und sportliche Rasse

Generell kann jede Rassezucht dazu führen, dass innerhalb der Rasse oder einer speziellen Zuchtlinie bestimmte Erbkrankheiten häufiger werden. Dazu trägt bei, wenn eine Rasse zur Mode wird und bestimmte Farben, bestimmte Fellarten oder andere optischen Besonderheiten bevorzugt gezüchtet werden. Denn das schränkt den genetischen Pool der Rasse stark ein, da nur noch wenige Deckrüden in Frage kommen, die das gewünschte, seltene Merkmal haben. Liegt der Hauptfokus einer Zucht alleine auf dem Aussehen, werden gesundheitliche Probleme leider oft übersehen (oder manchmal auch bewusst in Kauf genommen).

Das blieb dem Border Collie größtenteils erspart. In den letzten Jahren stieg zwar zunehmend die Nachfrage nach seltenen Farben und Hunden mit Merle-Färbung. Doch der Border Collie ist kein klassischer Familien- und Anfängerhund, sodass er – trotz seiner Farbvielfalt – bisher dennoch nicht zum bunten Modehund avancierte. Bis heute gehören Border Collies zu den sportlichen, fitten und gesunden Rassen mit vergleichsweise hoher Lebenserwartung. Das liegt unter anderem daran, dass Border Collies früher ausschließlich auf ihre Hüteleistung hin zur Zucht selektiert wurden. Hier hatten hübsche Hunde, die aber gesundheitliche Einschränkungen, Probleme mit den Gelenken, Nervosität oder eine schlechte Zusammenarbeit mit Menschen zeigten, keine Chance.

Zudem ist der Border Collie ein Hund ohne Extreme. Weder winzig, riesig, übermäßig massig oder kurzschnäuzig, was alles Probleme verursachen kann. Seine sportliche Figur, die gute Bemuskelung und sein harmonischer Körperbau kommen dem Border Collie also nicht nur optisch, sondern auch gesundheitlich zugute.

Epilepsie beim Border Collie

Die Epilepsie, genauer gesagt die primäre (oder idiopathische) Epilepsie, gehört beim Border Collie zu den vererbbaren Erkrankungen, auf die in den letzten Jahrzehnten vermehrt das Augenmerk gerichtet wurde. Leider, so konnte unter anderem eine veterinärmedizinische Forschergruppe aus München zeigen, liegt beim Border Collie häufig eine Form der Epilepsie vor, die einen besonders schweren Verlauf nimmt und zudem bei etwa jedem Fünften der betroffenen Hunde schlecht mit Medikamenten behandelbar ist.1 Weitere Studienergebnisse zeigen, dass die Epilepsie beim Border Collie über verschiedene Gene vererbt wird. Deshalb konnte bis heute kein Gentest entwickelt werden, der Träger der Krankheit zuverlässig detektiert.

Interessenten für einen Border-Collie-Welpen sollten ihren Züchter darauf ansprechen. Gute Züchter gehen heute sehr offen mit dem Thema um, kennen betroffene Linien sowie Hunde und bemühen sich stetig darum, dass eine weitere Verbreitung der Epilepsie in der Rasse Border Collie verhindert wird. Erkrankte Tiere und idealerweise auch deren nähere Verwandten (Wurfgeschwister, direkte Nachkommen) sollten aus der Zucht genommen werden.

Hüftgelenksdysplasie (HD) und Gelenkserkrankungen beim Border Collie

Der Border Collie ist ein leicht gebauter Hund von mittlerer Größe und neigt deshalb von Haus aus weniger zu Ellenbogendysplasie (ED) oder Hüftgelenksdysplasie (HD) als große, schwere Rassen. Mehr zum Thema ED und HD lässt sich unter Die Gesundheit des Hundes nachlesen.

Allerdings können HD und ED dennoch in der Rasse vorkommen. Hunde, die Hüteaufgaben übernehmen oder im Hundesport aktiv sein sollen, können vorsorglich geröntgt werden, um eine HD auszuschließen. Dies ist frühestens im Alter von 12 Monaten möglich. Außerdem ist es in diesem Fall auch hilfreich, bei der Auswahl des Züchters speziell auf Linien zu achten, bei denen die Vorfahren keine Probleme mit HD hatten und auch die Eltern des Welpen schon sportlich oder als Hütehunde eingesetzt werden.

Eine weitere, vererbbare Gelenkserkrankung beim Border Collie ist die Osteochondrose (OCD). Dabei entstehen verdickte Gelenkknorpel, was langfristig zu Gelenkentzündungen oder Arthrose führen kann. Diese Erkrankung ist aber vergleichsweise selten.

MDR1-Defekt (Ivermectin-Überempfindlichkeit) beim Border Collie

Genauso wie viele andere Hütehunde (beispielsweise Collie, Australian Shepherd oder Sheltie)2 kann auch der Border Collie einen Defekt im MDR1-Gen aufweisen. MDR steht für Multi Drug Resistance. Ist dieses Gen defekt, sind die Hunde überempfindlich gegen bestimmte Medikamente. Das Fehlen dieses Gens sorgt dafür, dass die Blut-Hirn-Schranke für manche Wirkstoffe nicht mehr funktioniert. Zu diesen Stoffen gehört das Antiparasitikum Ivermectin, das unter anderem gegen Würmer und Zecken eingesetzt wird. Gelangen diese Wirkstoffe ins Gehirn, wirken sie dort neurotoxisch und können schwere Symptome bis hin zu Todesfällen auslösen.

Sind Hunde nur Träger von MDR1, bricht der MDR1-Defekt nicht aus. Werden allerdings zwei MDR1-Träger verpaart, ist ein Viertel der Nachkommen von MDR1 betroffen und muss beim Arzt dementsprechend anders behandelt werden, da einige Wirkstoffe nicht in Frage kommen. Da es schon seit längerer Zeit einen Gentest für MDR1 gibt, achten Züchter darauf, dass keine betroffenen Border Collies geboren werden. Mindestens eines der Elterntiere muss bei einer Verpaarung frei von MDR1 sein, dann können keine betroffenen Welpen fallen.

Auf Züchter- oder Fachseiten findet man dazu oft die Angaben MDR1 +/+ (frei von MDR1), MDR1 +/- (Träger für MDR1, aber nicht von der Erkrankung betroffen) oder MDR1 -/- (leidet am MDR1-Defekt).

Augenerkrankungen

Es gibt eine Reihe von Augenerkrankungen, die beim Border Collie auftreten können. Sie sind glücklicherweise selten und können zum Teil durch Gentest, zum Teil durch fachtierärztliche Augenuntersuchungen bei Zuchthunden ausgeschlossen werden:

  • PRA (Progressive Retinaatrophie): Rückbildung der Sehzellen, was zunächst zu Nachtblindheit, später zunehmend zu völliger Blindheit führt. Zuchthunde werden auf die Erkrankung untersucht.
  • CEA (Collie Eye Anomaly): Defekt im Augenhintergrund, der nach und nach bis zur Erblindung führen kann. Ausschluss durch Gentest möglich.
  • PLL (Primäre Linsenluxation): Die Haltebänder der Linse innerhalb des Auges sind geschwächt. Dadurch verändert die Augenlinse ihre Position. Diese Erkrankung ist beim Border Collie relativ selten, kommt jedoch gehäuft bei anderen Rassen (beispielsweise viele Terrier, Chinese Crested) vor.
  • Grüner Star (Glaukom, erhöhter Augeninnendruck) und Grauer Star (Katarakt, Trübung der Augenlinse): Bisher ist noch nicht ganz klar, in welcher Form diese Erkrankungen vererbblich sind. Allerdings scheint es eine familiäre Häufung zu geben, sodass eine Vererbung wahrscheinlich ist. Augenuntersuchungen können das Vorhandensein oder eine Veranlagung erkennen.

Taubheit beim Border Collie

Bisweilen hört oder liest man von tauben Welpen beim Border Collie. Dies ist jedoch in der Regel eine Folge eines hohen Weißanteils im Fell (wie man es zum Beispiel auch von Dalmatinern kennt). Züchter achten deshalb darauf, dass keine großen Weißanteile bei Zuchthunden vorhanden sind und dass nie zwei Hunde mit sogenanntem Weißfaktor verpaart werden.

Seltene Erkrankung, für die es Gentests gibt

Einige seltene Erbkrankheiten mit schwerem Verlauf lassen sich heute per Gentest feststellen. So kann vermieden werden, dass zwei Träger der Erkrankung zusammen Nachkommen zeugen. Dadurch kommen bei entsprechende getesteten Border Collies keine Welpen mehr mit diesen Erkrankungen zur Welt:

  • Neuronale Ceroid-Lipofuscinose (NCL): Vererbliche, neuronale und tödliche Erkrankung. Ein Abfallprodukt des Stoffwechsels, das Ceroid-Lipofucin, wird im Hirngewebe eingelagert, was ab einem Alter von etwa 1,5 Jahren zu Auffälligkeiten führt. Typisch sind Symptome, die man mit einer fortgeschrittenen Alzheimer-Demenz beim Menschen vergleichen kann: Verwirrtheit, Schlafprobleme, Verhaltensänderungen (möglich sind Hyperaktivität, Ungehorsam bzw. Nicht-Verstehen von Befehlen, Weglaufen oder aggressives Verhalten).
  • Trapped Neutrophil Syndrome (TNS): Hunde mit Trapped Neutrophil Syndrom, kurz TNS, leiden an einer vererblichen Erkrankung des Immunsystems. Dabei kommt es zu einer verringerten Konzentration von neutrophilen Granulozyten (kurz: Neutrophile), einer Unterart der weißen Blutkörperchen. Es werden zwar genug Neutrophile im Knochenmark gebildet, sie gelangen aber nicht ins Blut und sind im Knochenmark “gefangen” (Englisch: trapped), was den Namen der Erkrankung erklärt. Dadurch kann der Körper Infektionen und Entzündungen nicht mehr bekämpfen, es kommt zu stetigen Infekten, Erschöpfung und körperlichem Abbau des Hundes.
  • Imerslund-Gräsbeck-Syndrom (IGS): Vererbliche Störung, bei der Vitamin B12 (Cobalamin) nicht richtig aus der Nahrung aufgenommen werden kann. Es kommt zu einem schweren VitaminB12-Mangel, der sich äußert, sobald die körpereigenen Reserven an Vitamin B12 beim Welpen aufgebraucht sind. In der Folge kommt es zu einem langsameren Wachstum, Appetitverlust, Durchfall, Abmagern und körperlicher Schwäche.

Quellen

  1. Hülsmeyer V, et al. Epilepsy in Border Collies: clinical manifestation, outcome, and mode of inheritance. J Vet Intern Med. Jan-Feb 2010;24(1):171-8.
  2. Firdova Z, et al. The prevalence of ABCB1:c.227_230delATAG mutation in affected dog breeds from European countries. Res Vet Sci. 2016 Jun;106:89-92.

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer

Puppy dog border collie and stethoscope isolated on blue background. little dog on reception at veterinary doctor in vet clinic. pet health care and animals concept © Freepik/zavalishina

Female vet examining a dog in clinic © Depositphotos.com/macniak