Für wen eignet sich ein Border Collie?

Aktualisiert am: 22.05.2023

Der Border Collie gehört zu den besonders anspruchsvollen Hunderassen. Eine gewisse Hunde- bzw. Hütehunderfahrung, konsequente Erziehung und artgerechte Auslastung sind nötig, um einen Border Collie im Alltag zu einem unauffälligen, gelassenen Hund zu machen. Allerdings muss man nicht unbedingt Weiden mit eigenen Schafen besitzen, um einem Border Collie gerecht zu werden. Wer Spaß am Training und Hundesport hat und sich nicht scheut, bei Bedarf Hilfe von Hütehund-erfahrenen Experten zu holen, der wird große Freude mit der Herausforderung Border Collie haben.

Herausfordernde Beschäftigung für einen Arbeitshund

Ein Border Collie ist ein Arbeitshund, der Beschäftigung nicht nur gern mag. Er braucht sie zwingend und kann Problemverhalten entwickeln, wenn man ihm keine anspruchsvolle, regelmäßige Arbeit bietet. Deshalb sind Halter ideal, die mit der geplanten Beschäftigung bereits Erfahrung haben. Liegt einem das Vereinsleben in einem Hundesportverein? Macht einem Agility, Obedience oder eine Hundesportart überhaupt Spaß? Hat man selbst Talent zum Discdogging oder Dogdance? Kann und will man dauerhaft mehrere Stunden pro Woche trainieren? Wer das sicher mit “Ja” beantworten kann, der hat gute Aussichten, einen Border Collie glücklich machen zu können.

Intelligenz, Sensibilität und Arbeitswillen – keine einfache Kombi

Der Border Collie besitzt eine einzigartige Mischung an Eigenschaften. Was Intelligenz, Sensibilität und Arbeitswillen im Alltag bedeuten, lässt sich unter “Border Collie: Training und Erziehung” oder unter Wesen, Charakter und Eigenschaften des Border Colliesnachlesen.

Diese Mischung macht den Border Collie zu einem Hund, der nicht leicht erziehbar ist, wenn man kein Erziehungsexperte ist. Er lernt schnell – aber auch schnell das Falsche. Er möchte arbeiten, aber es soll bitte ein durchdachtes Training mit steigenden Anforderungen sein – kein schnödes Ballwerfen oder kleines Suchspiel. Einfach so nebenherlaufen kann ein Border Collie nicht. Zumindest nicht, wenn er keine entsprechende Auslastung bekommt. Ist man allerdings dieser Herausforderung gewachsen und hat ein gutes Bauchgefühl für diese spezielle Art von Hunden, dann ist das Leben mit einem Border Collie eine echte Bereicherung. Mit keiner anderen Rasse lassen sich so leicht so viele tolle Erfolge erarbeiten, wie mit einem Border Collie. Wenn man weiß, was man tut, und dem Hund Ruhe vermitteln kann.

Ist der Border Collie als Familienhund oder Begleithund geeignet?

Spricht man von einem Familienhund, ist damit in der Regel ein Hund gemeint, dessen “Hauptjob” Begleithund ist. Stellt man nach dieser Definition die Frage “Ist der Border Collie ein Familienhund?”, dann lautet die Antwort ganz klar: “Nein”. Selbstverständlich kann aber ein artgerecht beschäftigter Border Collie problemlos in einer Familie, auch mit Kindern, leben. Sein Hauptjob sollte aber Training und Beschäftigung mit seiner Hauptbezugsperson sein. Wer über eine Border Collie als Familienhund nachdenkt, sollte außerdem folgende Punkte berücksichtigen.

Hüteverhalten und der Umgang damit

Ein Border Collie, auch aus einer Showlinie, ist und bleibt ein Hütehund. Er wird in der Regel nie so ruhig und gelassen mitten im Trubel liegen können, wie ein Golden Retriever. Er ist jederzeit aufmerksam, fährt schneller hoch und reagiert oft sofort und instinkthaft auf schnelle Bewegungen. Schlimmstenfalls auch mit Schnappen. Wichtig sind von Anfang ruhige Rückzugsorte, gezieltes Training für mehr Gelassenheit und ein gutes Bauchgefühl dafür, wann es dem Hund zu viel wird.

Erfahrung in der Hundeerziehung von Vorteil

Für Menschen mit wenig Hundeerfahrung (oder Erfahrung mit einem gänzlich anderen Typ Hund) ist der Umgang mit einem Border Collie oft schwierig. Border Collies sind intelligente, mitdenke Hunde. Sie prüfen stetig, ob Regeln noch genauso gelten. Inkonsequenz und ein unklarer Umgang mit dem Border Collie kann dazu führen, dass der Hund sich unbemerkt zum regelrechten Tyrannen im Haushalt entwickelt.

Jagdtrieb

Selbst mit sehr konsequentem Anti-Jagd-Training gibt es Border Collies, die auf einen Sichtreiz instinktiv sofort reagieren und bei Wildsichtung hinterher hetzen. Ein sorgloses, unaufmerksames Spazierengehen ohne Leine ist deshalb nicht mit allen Border Collies möglich. Stattdessen sind Mitdenken und Vorausschauen (und bei Bedarf die Schleppleine) der Garant dafür, dass der Hund keinen Jagderfolg hat.

Ist der Border Collie als Ersthund für Anfänger geeignet?

Hundeerfahrung und Hütehund-Kenntnisse sind für die Haltung und artgerechte Beschäftigung eines Border Collies von großem Vorteil. Allerdings hat jeder Hundehalter irgendwann angefangen. Muss es als Ersthundehalter wirklich unbedingt ein Border Collie sein? Auch nach Durcharbeiten der unten angegebenen Checkliste? Dann sollte man sich diesen Traum auch erfüllen! In diesem Fall kann man sich von Anfang an absichern, indem man Kontakte zum Züchter, zu erfahrenen Border-Collie-Haltern und zu Trainern sucht. So können alle Fragen und erste Anzeichen für problematisches Verhalten sofort besprochen werden.

Checkliste: Für wen eignet sich ein Border Collie?

Der Border Collie eignet sich unter folgenden Voraussetzungen:

  • Man hat selbst einen Bauernhof bzw. eigene Schafe und möchte den Hund zum Hüten ausbilden. Oder alternativ: Man hat bereits Erfahrungen mit Hundesport oder anderen anspruchsvollen Beschäftigungen und sucht gezielt einen Hund, der dabei mitmachen kann. Tipp: Erfahrungen lassen sich auch als Helfer (ohne eigenen Hund) im Hundesport sammeln.
  • Man erzieht seinen Hund konsequent, mit klaren Signalen und viel Ruhe.
  • Man ist sich genau bewusst, wo Unterforderung aufhört und wo Überforderung beim Border Collie anfängt.
  • Man hat bereits Erfahrung mit arbeitswilligen Hütehunden oder hat sich bereits ausführlich informiert (idealerweise durch das Kennenlernen verschiedener Border Collies).
  • Man ist bereit, sich mit Zuchtlinien und Züchtern genau auseinanderzusetzen, um den genau richtigen Border Collie zu finden.
  • Man kann Hüteverhalten erkennen, einschätzen und fehlgeleitetes Hüteverhalten zuverlässig umlenken oder abbrechen.
  • Man kann damit leben, dass ein Border Collie vielleicht nicht überall mitkann, wo man andere Hunderassen problemlos mitnehmen kann.
  • Man kann damit leben (und ist bereit, entsprechend Trainingszeit zu investieren), falls der Border Collie Jagdtrieb hat.

Der Border Collie eignet sich nicht, wenn folgende Punkte zutreffen:

  • Man hat sich in die Rasse nur wegen ihrer Intelligenz, Schönheit und praktischen mittleren Größe verliebt, kennt aber keine Border Collies näher.
  • Man möchte einen Border Collie als reinen Familien- und Begleithund halten.
  • Man hat im Fernsehen einen Border Collie gesehen und möchte nun ebenfalls einen Hund, der 100 Spielzeuge unterscheiden kann / Meister im Dog-Frisbee wird / hunderte von Tricks beherrscht.
  • Man hatte noch nie einen Hund und hat keinerlei Erfahrungen mit Hundeerziehung. Dies kann unter Umständen trotzdem klappen, wenn man einen Hütehund-erfahrenen Trainer und / oder den Züchter miteinbezieht.
  • Man möchte einen “Überall-dabei-Hund“. Manche Border Collies sind auch bei optimaler Sozialisation mit Trubel und viel Input überfordert.

Bildquellen

Illustrationen: Stefan Große Halbuer

Closeup shot of a border collie panting under the sunlight © Freepik/wirestock

Border Collie dog sitting at the feet of the owners couple © Envato Elements/FabrikaPhoto